Blick auf den Moritzplatz in der Dämmerung, verwischende Autolichter

Der Moritzplatz

Geschichte des Moritzplatzes

Königin Luise erlaubte durch eine allerhöchste Kabinettsordre im April 1802, dass sich die Bewohner der Cöllnischen Vorstadt künftig Bürger der Luisenstadt nennen dürfen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte beteiligten sich zwei preußische Könige und mehrere namhafte Stadt- und Landschaftsgestalter, darunter Karl Friedrich Schinkel, Peter Joseph Lenné und James Hobrecht, an den Planungen für eine systematische Bebauung. Lenné erstellte um 1840 einen Bebauungsplan des Köpenicker Feldes, der bis heute die Luisenstadt prägt. Der rhombische Platz, später Moritzplatz, ist aufgrund der durchgehenden und sich kreuzenden Straßen (Oranien- und Prinzenstraße) ein auf die Spitze gestelltes Quadrat. Seine Anlage erfolgte symmetrisch zum Heinrichplatz in der Achse der Oranienstraße. Da der Verkehr aus der Innenstadt am Moritzplatz als erstes auf die Luisenstadt (heute Kreuzberg) traf, wurde er zum wichtigsten der drei aufeinanderfolgenden Plätze: Moritzplatz, Oranienplatz und Heinrichplatz.

Der Moritzplatz ist seit dem 7. April 1849 vermutlich nach Moritz Prinz von Oranien, Graf von Nassau-Dillenburg (1567-1625) benannt. Nachweise einer ersten Besiedlung im heutigen Stadtgebiet Kreuzbergs führen zurück ins 17. Jahrhundert zu den Hugenotten, die Schutz vor den Verfolgungen durch Ludwig XIV. suchten. Einen ersten Aufschwung erlebte der Bezirk, als die französischen Religionsflüchtlinge prächtige Gärten anlegten und zahlreiche damals exotische Obst- und Gemüsesorten nach Berlin brachten. In Gewächshäusern wurden unter anderem Zitronen, Orangen und Artischocken angebaut. In ihrem westlichen Abschnitt wurde die 1849 offiziell Oranienstraße getaufte Straße im Volksmund Orangenstraße genannt. Ob der Name von dem Herkunftsort der vielen hugenottischen Flüchtlinge, dem südfranzösischen Fürstentum Orange, stammt, oder so hieß, weil französische Gärtner in den Gewächshäusern Orangen zogen, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

1872 wurde der Synagogenverein Luisenstädtischer Bruderverein Ahawas Reim mit dem Ziel gegründet, den im Berliner Südosten, in Wohn- und Gewerbeviertel ansässigen Juden eine eigene Betstätte zu errichten. Im gleichen Jahr wurde auf dem zweiten Hof des Grundstücks Prinzenstraße 86 (heute Aufbau Haus) ein Ausstellungssaal für fertige Fabrikate errichtet. Der Synagogenverein erwarb diesen Raum und richtete dort eine eigene Synagoge ein. Aus nicht bekannten Gründen veräußerte der Synagogenverein um 1909 das Gebäude, das danach durch den berühmten Architekten Oskar Kaufmann zu einem Theater (wahrscheinlich das Buggenhagener Theater) umgestaltet wurde. 
In Zusammenarbeit mit dem Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg wurde am 5.10.2011 eine Gedenktafel aufgestellt. 
 

Buggenhagener Theater Zuschauerraum und Bühne
Postkarte Buggenhagener Theater mit Abbildung Zuschauerraum und Siegel


Der Moritzplatz wurde ab Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Inbegriff von Urbanität. Große Warenhäuser wie Pietzker, Knaben- und Mädchenbekleidung, und besonders Wertheim hatten hier ihren Stammsitz. Das Angebot von luxuriösen Waren war nicht zu überbieten. Wo heute die Prinzessinnengärten sind, beherrschte der Warenhauskoloss Wertheim, den der Architekt Eugen Schmohl 1913 fertigstellte, mit 27 breiten Fensterachsen den Platz. Direkt gegenüber – am Standort des heutigen Aufbau Haus – hatte eine der größten Gast- und Vergnügungsstätten am Platz eröffnet: Die Bierquelle Aschinger AG mit Konzerthalle und dem angrenzenden Buggenhagener Theater, das in der Fläche dem Bestandsbau des heutigen Aufbau Haus (ehem. Ertex Fabrik / Bechsteinhaus siehe Geschichte nach 1945) entsprach. Es gab eine Vielzahl von weiteren Tanz- und Vergnügungsetablissements, die teilweise mehrfach am Platz ihren Standort hatten mit teilweise über 1000 Sitzplätzen (Konzertcafé Moritzplatz).

Fassade Kaufhaus Wertheim
Innenansicht Café Moritzplatz
Café Nagler Außenansicht

Am Platz herrschte dichter Verkehr, der um die Jahrhundertwende bestimmt war von Pferdeomnibussen, die die Arbeiter, Angestellten, Vergnügungssüchtigen und Konsumfreudigen aus Berlin und Reisende aus aller Welt zum Moritzplatz brachten. Das veränderte sich dann nicht zuletzt dadurch, dass der Wertheim Konzern, um einen direkten U-Bahn-Anschluss zum weltweit berühmten Warenhaus am Moritzplatz zu bekommen, die unglaubliche Summe von fünf Millionen Reichsmark in eine Trassenänderung investierte. Im April 1928 wurde dann der zweigleisige Untergrundbahnhof nach Plänen von Peter Behrens (Architekt für Siemens und die Deutsche Bahn), die heutige U-8, in Betrieb genommen. Der einstmals prächtige U-Bahnhof steht unter Denkmalschutz und ist auch heute noch mit grünlichen Fliesen (Richard Blumenfeld AG, Velten) verkleidet. Unter dem Bahnsteig liegt ein 40 Meter langer Tunnel (geplant war zusätzlich ein Umsteigebahnhof), der im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker und später den US-Streitkräften als Übungsstätte diente. Nach 1961 war hier der letzte Halt in West-Berlin, bevor die U-Bahn über die geschlossenen Ost-Bahnhöfe dieser Linie in Richtung Wedding fuhr.

 

Der Moritzplatz spiegelt im Kleinen die Geschichte Berlins wider wie kaum ein anderer Platz. „Schlafende Schönheit“ titulierte der Tagesspiegel vom 10. Juli 2010 seinen Artikel über das Bauvorhaben Aufbau Haus und das Engagement der Stadt, hier etwas verändern zu wollen.

 

Recherche und Text: Annette Kusche, Leitung Kommunikation Aufbau Haus bis 2015

Herzlichen Dank für die kenntnisreiche Unterstützung an das Archiv Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg (Ludmilla Budich); den Bürgerverein Luisenstadt (Wolfgang Pohle), das Technische Büro der BVG (Martin Renz)

 

Auswahl Quellen

Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg Band 1 von A bis O, hrsg. von Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke, Edition Luisenstadt, Berlin 2002
Kleine Kreuzberg Geschichte, Martin Düspohl Kreuzberg Museum (HG), Berlin Story Verlag, Berlin 2009
Kreuzberg und seine Gotteshäuser Kirchen - Moscheen - Synagogen Tempel Kreuzbergmuseum, Marina Wesner, Berlin Story Verlag, Berlin, 2007
Schinkel-Wettbewerb 1982/83 Planungsmaterialien 1 ff.
Synagogen in Berlin. Teil 2. Zur Geschichte einer zerstörten Architektur 1983, Berlin Museum Stadtgeschichtliches Museum

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